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17. Jahrhundert bis zur Gegenwart

MajoranIm 17. Jhdt. wurden in der Umgebung Nürnbergs, und zwar vor 1650 Foeniculum vulgare, Majoran, Cnicus benedictus, Althea, Melissa, Pimpinella anisum, Koriander in größerem Umfang angebaut und verarbeitet zu "durchdringend riechendes ätherisches Öl".

1653 veröffentlicht in England der Apotheker Nicholas Culpepper ein Buch mit dem Titel "The English Physician" (Der englische Arzt. Das Buch hatte zu seiner Zeit einen ungeheuren Erfolg, verursachte aber in der Folge, daß immer mehr Menschen sich mit Pflanzen, die der Heilkunde dienen könnten, beschäftigten; es folgte eine Fülle von Veröffentlichungen anderer Autoren, vor allem aber: die Menschen beschäftigten sich mit diesem Thema.

Im 18. Jhdt. war man allerorts bemüht, nach Möglichkeit Arznei- und Gewürzdrogen im Inland zu gewinnen, um Geld, das dafür ins Ausland gehen mußte, zu sparen. So z. B. schlug im Jahre 1741 ein schwedisches Medizinalkollegium vor, einen Botanicus einzustellen. Es war der große Naturforscher Carl von Linné (1707-1778), der hierfür gewählt wurde. Er beschäftigte sich dann auch mit Medizinalpflanzen und bewies die Möglichkeit des Anbaues einer Anzahl offizineller Gewächse in Schonen (1753). Daraufhin förderte schwedische Regierung den Arzneipflanzenanbau.

In der ersten Hälfte des 19. Jhdts. steigerte sich der Bedarf an Arznei- und Gewürzpflanzen ganz beträchtlich. Die Steigerung war mit bedingt durch die schnelle Entwicklung der pharmazeutischen und der Riechstoff-Industrie Deutschlands

Im Verlauf des 19. Jhdts. entstanden weitere Anbaugebiete z. B. in Sachsen-Anhalt, und zwar wurde Fenchel bei Weißenfels, Gewürzkräuter in Aschersleben (östliches Harzvorland) angebaut; Aschersleben wurde zur "Gewürzkammer Deutschlands" mit dem Anbau von Majoran und Pfefferminz. In der Pfalz (Gommersheim), Württemberg (Waiblingen), Oberbayern (Dachauer Moor) entwickelten sich um die Mitte des 19. Jhtds. ebenfalls Pfefferminz-Anbaugebiete; nördlich Nürnberg und um Schweinfurt werden seit dieser Zeit Eibisch, Minze, Majoran und Königskerze angebaut; im nordwestdeutschen Küstengebiet kultivierte man Kümmel und Senf.

In der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. begann eine Zeit des Niederganges, verursacht durch die Entdeckungen der Chemie, die Verarbeitung ausländischer Drogen, auch durch die Entwicklung des Rübenanbaus. Zu Beginn des 20. Jhdts. ging der Anbau soweit zurück, daß der Vegetabilienhandel größtenteils auf den Import angewiesen war. Besonders in Hamburg entstanden große Drogenimporthäuser. Leipzigs Monopolstellung lockerte sich allmählich, als nach und nach neue große Drogenfirmen und chemisch-pharmazeutische Fabriken auch in anderen Städten, besonders in der Nähe der großen Anbaugebiete und Einfuhrhäfen, gegründet wurden.

Erst während des Krieges 1914-1918 nahm der deutsche Anbau wieder einen Aufschwung. Es wurde notwendig, den Bedarf an Drogen möglichst im Inland zu decken. Im Jahre 1917 kam es zur Gründung der "Deutschen Hortus-Gesellschaft zur Förderung der Gewinnung und Verwertung von Heil- und Gewürzpflanzen". Diese Gesellschaft mit ihren Leitern Professor Giesenhagen, Apothekendirektor Kroeber und dem Botaniker Boshart, hat großen Anteil besonders an der wissenschaftlichen Erforschung der Arznei- und Gewürzpflanzen. Die genannten Forscher haben sich besonders auf botanisch-pharmazeutischem Gebiet Verdienste erworben und Boshart außerdem noch auf dem des Anbaues. Besonders eng gestaltete sich die internationale Zusammenarbeit der Hortus-Gesellschaft auf dem Gebiet der Arznei- und Gewürzpflanzenforschung und -praxis. 1927 wurde der "Internationale Verband zur Förderung der Gewinnung und Verwertung von Heil-, Gewürz- und verwandten Pflanzen" gegründet und eine "Vereinigung mitteleuropäischer Arzneipflanzen-Interessenten" ins Leben gerufen. Internationale Heilkpflanzenkongresse fanden statt: 1928 Budapest, 1929 Venedig-Padua, 1931 Paris, 1935 Brüssel. Im Jahre 1936 wurde in München der 1. Deutsche Heilpflanzen-Kongress, verbunden mit einer Tagung des Präsidialkollegiums und Hauptausschusses des Internationalen Verbandes abgehalten.

In der Folge wurde an verschiedenen Stellen in Deutschland im Bereich der Sonderkulturen Arznei- und Gewürzpflanzen geforscht: so seit 1918 in der Bayerischen Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz in München, beim Staatsinstitut für Angewandte Botanik in Hamburg, bei der Versuchs- und Forschungsanstalt für Wein-, Obst-, und Gartenbau in Geisenheim, beim Botanischen Institut in Münster, beim Landwirtschaftlichen Institut der Universität Leipzig, gezüchtet wurde im Institut für Pflanzenzüchtung der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften in Quedlinburg und in Bernburg (Saale), phytopathologisch Fragen wurden beim Institut für Phytopathologie an der Universität Leipzig bearbeitet.

1934 wurde in Leipzig das erste staatliche Sortenregister für Heil- Gewürz- und Duftpflanzen errichtet; es wurden sämtliche in Deutschland im Verkehr befindliche Herkünfte von Arzneipflanzen zur Prüfung beim Sortenregister angemeldet und sortenkundlich untersucht. 1938 wurden erstmalig Land- und Zuchtsorten (Gruppen- und Einzelsorten) herausgestellt und in einer vorläufigen Sortenbeschreibung charakterisiert.

Ab 1950 wurde der Arznei- und Gewürzpflanzenbau als Teilgebiet des landwirtschaftlichen und gärtnerischen Pflanzenbaues selbständiges Lehrfach bei der Landwirtschaftlichen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Halle (Saale).

In der westdeutschen Bundesrepublik betrieb allein die pharmazeutische Industrie Werkkulturen, so die Arzneimittelwerke Dr. Madaus in Köln, Dr. Willmar Schwabe in Karlsruhe-Durlach und PROMONTA in Hamburg.

Seit 1991 werden die deutschen Aktivitäten der Arznei- und Gewürzforschung von der "Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen" in Quedlinburg geleitet.
Mit Wirkung zum 1. Januar 2008 wurde die BAZ in das neugeschaffene Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI) eingegliedert.

Weiterer Schwerpunkt der wissenschaftlichen Bearbeitung ist "ARTEMISIA e. V., Wissenschaftlich-technischer Informationsdienst Artern/Thüringen", Herausgeber des "DROGEN REPORT".

Zentralen des Gewürzhandels sind heute Hamburg und New York.



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